Hallo Leute,
ich weiß, es ist wahrscheinlich der 1000. Beitrag zu diesem Thema, aber bei mir brennt es lichterloh. Habe hier schon ähnliche Beiträge gelesen à la" ich hab im Studium alles mit 13 Pkt gemacht, aber jetzt 3 Semester nur noch mit 4 Pkt bestanden, mache mir Sorgen" derartiges kommt bei mir nicht.
Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt( warum und wieso so alt beschreibe ich jetzt bewusst nicht, da ich den Beitrag knapp halten möchte). Ich habe mich bislang durchs Studium geschlichen. Also der klassische "4 gewinnt Kandidat". Es gab drei Ausnahmen 6Pkt, 8Pkt und einmal sogar in Strafrecht 10 Punkte. Eines haben jedoch alle Klausuren bei mir gemeinsam, nämlich dass meine Vorbereitsungszeit dafür maximal 2 Wochen betrug. Den Rest des Semesters war ich zwar in den anfänglichen AGs, mitgelernt habe ich in der Zeit aber nie. Diese 10 Punkte in Strafrecht habe ich nur geschafft, weil ich einmal in einer Ag, in der mir der Leiter sympathisch war, aufgepasst habe, der besprochene Meinungsstreit in der Klausur drankram und ich den ganz gut zu Papier bringen konnte.
In meiner alten Universität gab es am Ende des Grundstudiums große Scheine zu bestehen. Jedoch habe ich und zwei meiner Kommilitonen, die mittlerweile das Studium geschmissen haben, davon erfahren, dass in der Nachbarstadt nur die ZP nötig sei, um in den Schwerpunkt gehen zu können. Wir dachten dann klasse, wechseln wir die Uni und sparen uns die großen Scheine. Wozu machen, wenn man es auch lassen kann.Ein Geniestreich quasi, so dachten wir. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellen sollte.
Durch unglaublichen Mangel an Grundkenntnissen und auch extreme Faulheit gepaart mit Gras und Computersucht fiel ich im Schwerpunkt extrem auf die Nase: In 2 Semestern habe ich eine Klausur mit 4 Pkt geschrieben und eine mit 0, weil ich da einfach nicht hingegangen bin. Ich meldete mich dann, um mich selber irgendwie zu motivieren was zu tun oder vllt einen Zugang zur Materie zu bekommen, für eine Seminararbeit in dem Schwerpunkt an. Bis 2 Monaten vor Abgabe hatte ich nichts, also wirklich gar nichts gemacht. Dann fing ich an und spürte wieder, von der Materie keine Ahnung zu haben. Ich verbrachte einen Monat damit jeden Tag um 8 aufzustehen und bis nachts Kommentare zu meinem Thema zu wälzen, fand aber keinen Zugang dazu. Nach ca. der 8. Woche wurde ich schwer depressiv. Morgens wachte ich auf und als mir in den ersten Sekunden bewusst wurde, wo ich mich befand, legte sich ein dunkler lähmender Schleier auf meine Seele, ich war ausgelaugt. Die Seminararbeit habe ich letztendlich nicht mehr angefertigt.
Ich vertraute mich meiner Familie an und gestand ihnen die letzten Jahre nur rumgeschimmelt zu haben. Die nicht unerheblich dazu beitragenden Süchte verschwieg ich jedoch. Sie rieten mir den Schwerpunkt zunächst sausen zu lassen und mich mit Hilfe eines Reps auf das erste Examen zu konzentrieren.
Das Rep läuft jetzt seit einer Woche und ich bin mit Abstand der Schlechteste von allen Teilnehmern( es handelt sich um eine Kleingruppe). In Strafrecht, was ja eigentlich noch mein Lieblingsfach war, komme ich nicht mit geschweige denn in den anderen Fächern. Dinge die vorausgesetzt werden und jeder runterbeten kann, kommen mir so vor, als hätte ich sie nie zuvor gehört. Beispielsweise wurde neulich ein Fall durchgeprüft, in dem unter Anderem der 435 BgB einschlägig war. Selber wäre ich darauf nie gekommen.
Ich kann nichts! Die Grundlagenfächer, mit denen ich mich ja zwangsweise im Grundstudium auseinandersetzen musste, sind komplett von meinem Gehirn gelöscht( Bgb, Schuldrecht I,II, Strafrecht AT,BT, Grundgesetz, Europaraecht). Paragraphen, Definitionen, Aufbauschemata einfach alles. Von den Bereichen außerhalb dieser Grundlagenfächer brauchte ich gar nicht erst anfangen.
Meine Frage ist jetzt, ist es überhaupt denkbar in 1 1/2 Jahren diesen Stoff aufzuholen und möglich das Examen zu bestehen? Finanziell bin ich versorgt, Jura ist das Einzige worum ich mich kümmern müsste. Ich habe mich schon nach Alternativen umgesehen, falls ich abbrechen sollte, jedoch ist dies besonders in Anbetracht meines Alters kein einfaches Unterfangen.
Ich würde mich über jede Art der Reaktion eurerseits freuen.